Mittwoch, 14. August 2013

BookLess – Wörter durchfluten die Zeit von Marah Woolf



Inhalt (in Form eines kleines Auszugs):
”…Wie hypnotisiert blieb Lucy stehen und starrte auf das Schauspiel, das sich ihr bot. Sie glaubte zu träumen. Was sie sah, konnte nicht Realität sein. Sie rieb sich die Augen.Urplötzlich züngelten kleine gelbe Flammen aus den Gängen zu ihrer Linken hervor. Mit jedem Wimpernschlag schienen sie größer zu werden. Ihre Farben wechselten zu einer verwirrenden Mischung von Weiß, Blau und Rot.Es bestand kein Zweifel – das Archiv brannte.Die Bücher – das Feuer würde sie vernichten. Jedes Einzelne von ihnen. Lucy war wie erstarrt. Jetzt erst nahm sie die verzweifelten Schreie der Bücher wahr. Ihre Angst grub sich in Lucys Herz.Sie schwankte und griff Halt suchend nach der Wand. Was sollte sie tun? Viel zu schnell fraß das Feuer sich durch das trockene Holz und das uralte Papier. Die Flammen leckten über den Boden, wanden sich um jeden einzelnen Karton, bohrten sich sein Innerstes und verrichteten ihr zerstörerisches Werk. Beinahe sorgfältig gingen sie dabei vor, als wollten sie verhindern, dass ihnen auch nur ein Buch entging. Keines würde verschont bleiben. Der Schatz, der hier so viele Jahre verwahrt und geschützt worden war, ging vor Lucys Augen verloren.„Du hast versagt“, donnerte eine Stimme in ihrem Kopf.Die Betäubung fiel von ihr ab und sie erwachte aus ihrer Starre. Voller Panik wandte sich um und hastete zurück in ihr Büro. Sie knipste das Licht wieder an und griff nach dem Telefon. Dabei zitterten ihre Hände so stark, dass ihr der Hörer entglitt und zu Boden knallte.Für die Bücher hier unten würde jede Hilfe zu spät kommen, aber der Bestand in den oberen Etagen konnte vielleicht gerettet werden. Sie musste sich nur beeilen. Alles hing jetzt von ihr ab …”
"Wörter durchfluten die Zeit" ist der erste Band der "BookLess"_ Trilogie von Marah Woolf, die wir bereits durch ihre "MondLichtSaga" kennen und lieben gelernt haben.
Marah Woolf steigt mit ihrem Prolog direkt in die Materie ein und liefert dem Leser sogleich einen spannungsgeladenen und einzigartigen Einstieg in ihr neuestes Werk. Auch der weitere Verlauf folgt einem zügigen, aber angenehmen Tempo, ohne Nebensächlichkeiten oder Abschweifungen, stattdessen werden alle nötigen Details stets mitgeliefert und dem roten Faden stringent gefolgt.
"Wörter durchfluten die Zeit" beweist eine unglaubliche Phantasie und Kreativität der Autorin, die in ihren Romanen stets mit neuen und innovativen Ideen aufwartet, die jedes Mal zu einer wundervollen und phantastischen Geschichte verwoben werden und bei denen das Potential immer vollends genutzt wurde. Marah Woolf ist ein Garant für einzigartige und phantastische Unterhaltung mit viel Herzenswärme und Charme.
Die Atmosphäre ist durchweg sehr geheimnisvoll und mysteriös, denn die Geheimnisse dieses Romans offenbaren sich niemals komplett, und das ist auch gut so. Viele Fragen bleiben offen und werden sich erst in den beiden Fortsetzungen offenbaren und so ihren Reiz nie verlieren. Gerade dieses Geheimnisvolle übt einen ganz besonderen Reiz beim Leser aus und verleiht ihm das perfekte Lesegefühl, das zu den beschriebenen Orten passt.
Gerade was die Orte und historischen Fakten betrifft, hat Marah Woolf fundiert recherchiert, sich jedoch bei der Umsetzung künstlerische Freiheiten gelassen und so diesen Roman weder zu einem Städteführer noch Geschichtslexikon werden lassen, sodass man als Leser zwar mit den Gegebenheiten vertraut ist, die neuen Fakten aber bedingungslos akzeptiert, da die Autorin eine authentische fiktionale Geschichte drumherum gesponnen hat.
Marah Woolf erzählt auch den Auftakt ihrer "BookLessSaga" atmosphärisch dicht und inhaltlich komplex. Dabei ist der Schreibstil locker leicht, der Inhalt jedoch stets tiefgründig. Dieser ist dabei sehr bildhaft, sodass man sich Orte und Begebenheiten perfekt vor seinem geistigen Auge vorstellen kann.
Auch die Spannung kommt nicht zu kurz, sodass der Leser von Anfang bis Ende von diesem Roman gefesselt ist und mit der Hauptprotagonistin mitfiebert. Marah Woolf hat dabei neben Spannungselementen zwischendrin immer wieder eine unterschwellige Spannung eingebaut, die durch das Mysteriöse nur noch bestärkt wird und so dem Leser kurzweilige Unterhaltung zu bieten weiß.
Wie auch in Marah Woolfs vorigen Romanen, findet sich natürlich auch in ihrem neuesten Werk ein wenig Romantik, die sich letztendlich aber wohl erst in den folgenden Romanen manifestieren wird und so größtenteils unterschwellig, aber nicht minder schön, zu lesen ist.
Das Finale ist noch einmal richtig packend und endet mit einem recht fiesen Cliffhanger, der die Neugier auf die Fortsetzung immens zu schüren weiß. Nicht nur aufgrund dessen, sondern auch da mich der Roman rundum begeistert hat, sehe ich dieser nun mit Spannung entgegen und bin neugierig auf das, was Marah Woolf dann für und bereithalten wird und wie sie die Geschichte weiterspinnen wird.
 

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