1. Stell dich uns einmal kurz vor.
Obwohl ich mir als Kind fest vorgenommen habe, niemals erwachsen zu werden, konnte ich nur einen Teilerfolg verbuchen – man sieht mir das halbe Jahrhundert doch zumindest äußerlich an ;-) Von Beruf bin ich Grafiker, ich habe Kommunikationsdesign studiert. Die Karriere habe ich bewusst wegen der zwei Kinder zurückgestellt; in meinem eigentlichen Beruf gearbeitet habe ich also nur sporadisch und freiberuflich.
2. Worum geht es in "Eldorin"?
Eldorin ist der Name für das Waldelfenreich, das im Land Altera liegt – in einem verborgenen Land, das neben dem unsrigen existiert. Einige Jugendliche flüchten aus dem Waisenhaus, das sich in unserer Welt befindet, und geraten dorthin. Sie schließen neue Freundschaften und werden in einen Strudel aus Gefahr und Verrat hineingezogen. Ein grausamer Herrscher hat in einem von ihnen den letzten Überlebenden aus dem Königsgeschlecht der Menschen erkannt; finstere Mächte wollen in Altera das Kommen des vorhergesagten Friedenskönigs verhindern. Dazu müssen sie die gesamte Königsfamilie ausrotten, aus deren Linie er hervorgehen soll ... So, nun verrate ich nur noch, dass die Romantik auch nicht zu kurz kommt ...
3. Wie kamst du auf die Idee zu „Eldorin: Das verborgene Land“ ?
Mir passiert es oft, dass ich plötzlich eine Geschichte im Kopf habe. In diesem Fall hörte ich sehr klar den Anfangssatz und sah die Szene mit Maya deutlich vor mir, wie sie sich in einer Gewitternacht in die Fensternische des Schlafsaals presst und die Ankunft des unheimlichen schwarzen Reiters mit dem verletzten Larin beobachtet. Ich hatte damals nur eine grobe Vorstellung, wie sich die Geschichte weiterentwickeln sollte und füllte aus einer Art inneren Zwang heraus spontan ganze Kapitel mit mir wichtigen Szenen – eine wirklich dämliche Art, ein Buch zu beginnen. Dies hat sich insofern gerächt, als dass ich viel Zeit investieren musste, um der Handlung Struktur zu verleihen und dafür zu sorgen, dass sich alles logisch ineinander fügt. Erstaunlicherweise hat alles perfekt zusammengepasst, ich musste nichts streichen, nur eine Menge neu ordnen. Irgendwie muss ich gefühlt haben, wo ich hin will, ohne mir dessen bewusst zu sein.
4. Hast du dich bei den Charakteren bzw. bestimmten Details von dir bekannten Personen inspirieren lassen?
Ich glaube, man nimmt als Vorbild gerne das, was einem vertraut ist. Eine Freundin las das Manuskript und meinte: „Du weißt aber schon, dass Maya dir sehr ähnlich ist?“ Max trägt einige Charakterzüge eines sehr aufgeweckten Jungen aus meiner Nachbarschaft, der leider mit seiner Familie nach Kopenhagen gezogen ist und das vermutlich nie erfahren wird.
5. Hast du beim Schreiben ein gewisses Ritual? Schreibst du zu bestimmten Zeiten?
Wenn ich nicht grad am Vermarkten dieses Buches bin, was harte Arbeit ist und sehr viel Zeit verschlingt, müsste die Frage eigentlich lauten: Zu welcher Zeit schreibst du nicht? =) Früh ist mein erster Gang immer der an den Computer. Mitunter bleibe ich dort hängen; der Postbote klingelt gemeinerweise immer dann, wenn ich noch nicht im Bad war, weil ich einen Gedanken festhalten musste, den ich in der Nacht fast unleserlich auf einen Zettel neben dem Bett gekritzelt hatte. In einer kreativen Phase schreibe ich bis weit nach Mitternacht. Zu Pausen muss ich mich dann zwingen. Ein Zitat meiner Tochter, als ich kürzlich geistesabwesend am Frühstückstisch saß und endlich auf ihre Frage reagierte: „Willkommen auf unserem Planeten.“
Ich versuche gerade, was meine Schreiborgien betrifft, etwas vernünftiger zu werden.
6. Wie viele Teile werden es insgesamt werden?
Ich arbeite am zweiten Teil, ich hoffe sehr, dass ich ihn bis zum Herbst veröffentlichen kann. Geplant ist eine Dilogie.
7. Ist es sehr aufwändig, das Buch selbst herauszubringen, und kannst du das empfehlen?
Ich hatte mich genau informiert, was für Probleme auf einen Selbstverleger zukommen. Dennoch hatte ich keinerlei Vorstellung, wie schwer es wird. Zugegebenermaßen bin ich sehr blauäugig an die Verlage herangetreten. Ich hatte keinen Schimmer, dass das Teilmanuskript, das man schicken darf, im Allgemeinen nicht gelesen wird. Das hat nichts mit der Qualität des Manuskriptes zu tun (soweit kommt es ja gar nicht, dass diese beurteilt wird), sondern damit, dass die Lektoren in den Fluten der eingesandten Manuskripte zu ertrinken drohen und einfach nicht die Kapazitäten haben, die Texte zu prüfen. Wenn ich nicht zufällig doch noch an zwei Profis geraten wäre, die sehr begeistert von meinem Buch waren – ich hätte eine Selbstveröffentlichung vermutlich nicht gewagt. Ich will niemanden mit Fakten langweilen, aber es hat fast ein Jahr intensiver Arbeit erfordert, „Eldorin“ selbst herauszubringen. Man muss es x-fach probelesen und nach diversen Fehlern suchen (ohne Hilfe fast nicht machbar, man wird irgendwann „betriebsblind“). Der Text muss entsprechend angepasst werden (das übernimmt sonst der Setzer und kostet richtig viel Zeit), das Firmenlogo will entworfen sein, man braucht natürlich ein Cover, eine ISBN und einen Eintrag in den Verlag lieferbarer Bücher.
Hat man das (und noch mehr) erledigt, geht die Arbeit richtig los.
Nun wird es wirklich anstrengend. Denn im Grunde kennt kaum einer das Buch. Man muss sich also Werbemaßnahmen überlegen (und frustriert feststellen, dass eine einzige Anzeige, von denen renommierte Verlage etliche gleichzeitig und über einen längeren Zeitraum schalten, leider etwa 1000,- € kostet).
Wer von euch sich wirklich mit dem Gedanken trägt, sein Buch im Eigenverlag herauszubringen, darf mich gerne kontaktieren. Am besten unter verlagvierraben@aol.com. Ich helfe euch, wo es geht und erzähle gerne mehr über meine Erfahrungen – hier würde es den Rahmen sprengen.
Ich würde es übrigens wieder tun. Aber wenn man nicht bereit ist, seine gesamte Energie hineinzuhängen, klappt es nicht. Vielleicht hat man es dann gerade noch bis zum Druck geschafft und etliche Hundert Bücher bei sich gelagert, die die Leser nicht erreichen.
8. Was machst du, wenn du nicht gerade mit dem Schreiben oder dem Verlag beschäftigt bist?
Ich treffe mich mit Freunden, gern auch mal in der Kneipe oder beim Pubquiz im „Irish“ (Ähem, leider haben wir noch nie gewonnen, ich krieg immer nur die Biofragen richtig gut hin). Meine Kinder haben durch ihr Studium nicht viel Zeit, aber ich liebe gemeinsame Spieleabende mit der ganzen Familie.
Zum Malen komme ich zurzeit nicht mehr (außer, ich brauch ein Cover). Malen betreibe ich nämlich ebenso intensiv wie Schreiben, was bedeutet, ich tauche völlig ab, wenn mich grad ein akuter Schub erwischt.
Im Sommer findet ihr mich mitunter völlig verdreckt im Garten wühlend, weil ich meine, ich hätte eine Möglichkeit gefunden, noch eine Pflanze in ein völlig überfülltes Beet zu quetschen. Und ich fotografiere mit Begeisterung.
9. Dein Buch hat ausgesprochen gute Rezensionen erhalten. Hast du erwartet, dass es bei den Lesern so großen Anklang finden wird?
Ja und nein. Ich war mir immer sicher, dass das Buch gut ist. Ich hatte die Aussage eines Profis, der meinte, er sei von Schreibstil und Sprachvermögen sehr gefesselt gewesen. Ich hatte eine ungewöhnlich begeisterte Resonanz vonseiten der Testleser. Und es kam jemand auf mich zu, der mein Manuskript kannte und meinte, er wolle, dass ich es auf alle Fälle veröffentlichen muss, es sei außergewöhnlich gut. Dazu drückte er mir 5000,- in die Hand. Einfach so aus Überzeugung. Das hat mit umgehauen. Es war als Geschenk gedacht, aber ich habe das nicht als solches angenommen. Für mich war die Bedingung, es zurückgeben zu dürfen. Jedoch ich habe mir dadurch die Mühe erspart, das Buch umständlich über Crowdfunding finanzieren zu müssen.
Dennoch hat es sich schwer abschätzen lassen, wie das Gros der Leser reagieren würde. Dass so viele unterschiedliche Leute so begeistert sind, habe ich nicht erwartet. Beispielsweise sind Männer nun nicht die typische Zielgruppe, doch sogar hier erhielt ich sehr gute Rezensionen. Auch, dass „Eldorin“ als All Age Roman ankommt, hatte ich mir zwar gewünscht – doch ist so etwas nicht planbar.
10. Was hast du in Zukunft für Buchprojekte geplant? Worauf darf man sich freuen?
Wenn ich mit dem zweiten Teil fertig bin – diesmal bin ich sehr strukturiert vorgegangen – würde ich gerne einen Roman schreiben, dessen Hauptfiguren vermutlich eher um die 18 Jahre alt sein werden. Sicherlich wieder etwas sehr Fantasievolles, aber ich weiß noch nicht genau, in welche Richtung das gehen wird. Vielleicht fällt mir einfach wieder der erste Satz ein ...
Herzlichen Dank für deine Mühe! Es hat mir total Spaß gemacht, die Fragen zu beantworten!
AntwortenLöschenGanz liebe Grüße
Gaby
Sehr schönes Interview, das mich neugierig auf das Buch gemacht hat!
AntwortenLöschenLiebe Grüße,
Pie Rath.
Tolles Interview, das Buch hört sich interessant an, das muss ich mir mal näher anschauen.
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